Beitrag vom 29.04.2019, von Christina Funkenberg
Ikebana kommt aus dem Japanischen und bedeutet wörtlich übersetzt „lebende Blume“. Es bezeichnet die traditionelle Kunst des Blumenarrangierens. Dabei unterscheidet sich Ikebana enorm von der üppigen Floristik in westlichen Ländern. Ikebana-Meister verwenden nur wenige, ausgewählte Pflanzen – die Harmonie des linearen Aufbaus steht im Mittelpunkt.
Zur Nara-Zeit fanden der Buddhismus und mit ihm seine Blumenopfer grossen Gefallen in Japan. Das japanische Kaiserhaus nahm im 6. Jahrhundert die Religion begeistert an und sorgte massgeblich für seine Popularität. Die rituellen Blumenopfer buddhistischer Priester bilden den Ursprung für die traditionelle Kunst des Blumenarrangierens. Männlichen Adligen, Priestern und den Samurai vorbehalten, verbreitete erst im 16. Jahrhundert die Einbindung in Teezeremonien das Ikebana beim Volk.
Im Laufe der Zeit wurde die Kunst des Blumenarrangierens in unterschiedlichen Schulen gelehrt und weiterentwickelt. Während manche Schulen sich auf das klassische Ikebana konzentrieren, gibt es auch liberalere Schulen, die neue Materialien wie Plastik oder Metall zulassen.
Eine feste Ikebana-Anleitung gibt es nicht. Das Arrangement bringt die Natur in unsere Häuser und trägt dabei grosse Symbolik. Seine Anordnung stellt die kosmische Ordnung dar, gibt Aufschluss über das Verhältnis des Gestalters zur Natur sowie seinen Gefühlen. Wer ein Ikebana zusammenstellt, kreiert einen eigenen, kleinen Kosmos und schenkt dem Betrachter tiefgründige Einblicke in seine Gedanken.
Die meisten Blumengestecke richten sich nach den drei Gestaltungsebenen: dem Himmel (Shin), der Menschheit (Soe) und der Erde (Hikae). Hierbei ist Shin der höchste Zweig des Arrangements, Soe der mittlere und Hikae der kürzeste. Symmetrie steht beim Ikebana nicht im Mittelpunkt, die feine Balance eines asymmetrischen Arrangements bildet ein wichtiges Stilmittel. Proportionsverhältnisse wie der goldene Schnitt bieten Ihnen eine Gestaltungshilfe.
Beim klassischen Ikebana muss der Gestalter ebenfalls die jeweilige Jahreszeit durch die Auswahl von passenden Materialien verdeutlichen. Während in westlichen Blumenarrangements geschlossene Knospen, Blätter, Stängel oder welkende Blüten nicht gerne gesehen sind, bilden sie einen festen Bestandteil der Ikebana-Kunst. Versuche, die Vergänglichkeit des Momentes in deinem Blumenarrangement widerzuspiegeln.
Um ein traditionelles Ikebana zu fertigen, benötigen wir eine Vase oder Schale und die Pflanzen unserer Wahl.
Seit der ersten Ikebana-Ausstellung durch Ohara Unshin im Jahr 1897 ist der Kenzan, auch Blumensteckigel genannt, ein unverkennbarer Bestandteil der Ikebana-Geschichte. Der Kenzan hilft uns, die Pflanzen nach unseren Wünschen zu befestigen und ermöglichte neue Designs wie den Moribana-Stil. Es ist eine der beliebtesten Formen des Ikebana, bei dem die Blumen in einer flachen Schale arrangiert werden. Dabei stecken wir die Stängel der Pflanzen möglichst tief in die Nadeln des Kenzan, um ihr Gleichgewicht zu halten.
Ikebana inspiriert uns, einzelne Blüten in Szene zu setzen und unsere Blumenarrangements zu überdenken. Belasse die Blätter an ihren Blumen, betone ihre einzigartigen Eigenschaften und wähle lieber weniger als mehr.
Vasen und Schalen mit Trenneinsatz helfen uns, Pflanzen bedacht zu platzieren. Designer wie Jaime Hoyan ziehen direkte Inspiration aus der traditionellen Kunst. Seine Ikebana-Vase mit Messing-Lochplatte präsentiert nicht nur die Blüte einer Pflanze, sondern die ganze Blume mit Stengel und Blättern.
Neben einer traditionellen Ikebana-Schale eignen sich auch Deko- sowie Obstschalen zum Arrangieren von Blumen. Wenn du ein Kenzan benutzt, achte darauf, dass das Wasser den Blumenigel komplett bedeckt.
Beim Ikebana geht es nicht nur um die Kunst des Blumenarrangierens, sondern auch um Meditation und Selbstfindung. Nimm dir die Zeit und arrangiere einzelne Blumen bewusst, als Akzente und mit viel Freiraum. Wir wünschen dir viel Freude!
Beitrag vom 29.04.2019, von Christina Funkenberg