Beitrag vom 11.01.2023, von Bianca Speckhan
Sich mit Dingen umgeben, die eine Bedeutung haben - das macht Mike von HerrKlar glücklich. Zusammen mit seinem Partner und seinen beiden Katzen hat er in seinen vier Wänden einen ganz besonderen Wohlfühlort geschaffen. Wir haben Mike in seiner farbenfrohen Wohnung getroffen und sind begeistert von dem gekonnten Mix aus Farben, Design und Vintage!
Lieber Mike, deine Einrichtung weicht stark von dem gängigen Einrichtungsstil und den Trends ab. Wie bist du darauf gekommen? Hat deine Arbeit als Kunsttherapeut etwas damit zu tun und dich inspiriert?
Wahrscheinlich war ich durch meinen künstlerischen Werdegang noch nie ganz im Mainstream verhaftet und offener eigene Wege zu finden. Mein Partner und ich sind Sammler von Objekten, die Geschichten mitbringen und die zu uns sprechen. Meine Arbeit als Kunsttherapeut in einer Psychiatrie hat mich eher motiviert mich in meiner Freizeit „leichteren“ Themen wie Einrichtung zu widmen und diese nicht ganz so ernst zu nehmen. Hier teste ich gerne Grenzen aus.
Drückst du mit deiner Einrichtung dich selbst aus, so wie du bist, oder handelst du eher nach Gedanken und Fantasien bei der Interior-Gestaltung?
Wahrscheinlich kann ich beides nicht voneinander trennen. Mir geht es vor allem darum, Wohlfühlorte zu schaffen, die wiederum meine Gedanken und Fantasien anregen. Orte, die ganz anders sind, als das Aussen. Manchmal nenne ich es „kuratierte Wohnskulptur“.
Viele Menschen lassen sich, wenn es um die Einrichtung ihrer vier Wände geht, von der Meinung anderer beeinflussen. Macht es dich glücklicher, dich davon losgelöst zu haben?
Es kommt darauf an, in welche „Interieur-Bubble“ du schaust: Ist es die Hygge/Scandi Blase oder der Minimalismus oder Japandi Trend, dann habe ich mich da eher losgelöst. Schaust du jedoch nach Italien, Frankreich oder auch in ein arty NYC house, fühle ich mich nicht ganz „alleine“. Ich würde sagen, im typisch deutschen Einrichtungsgeschmack kommt unser Interior eher weniger vor. Generell macht es mich glücklich, mich mit Dingen zu umgeben, die für mich eine Bedeutung haben, sei es visuell, ideell oder Design-Geschichtlich.
Was hat bei dir den Klick-Moment verursacht, in dem du entschieden hast, die Wohnung zu renovieren?
Ich lebe schon seit 11 Jahren in dieser Wohnung und zu Beginn war es eine 3er-WG, typisch Berlin: Schöner Schnitt, aber total abgerockt. 2016 ist dann mein Partner eingezogen und seit dem wird hier nach und nach in Eigenregie renoviert.
Gibt es Schönheitsreparaturen, die du an deiner Wohnung mal vorgenommen hast, die du bereust?
Nicht viele, tatsächlich hätte ich wahrscheinlich in der Küche auf einen hochwertigeren Bodenbelag gesetzt, der PVC ist langsam durch. Dennoch besser als die Marmorimitat-Fliesen die darunter sind [lacht]. Mal schauen, was uns einfällt.
Behältst du jede Einrichtung für längere Zeit oder wandelt sich deine Einrichtung häufig?
Die grossen Möbel behalten wir eigentlich lange, da wir oft Vintage-Teile kaufen und lange überlegen, bevor hier etwas einzieht. In der Pandemie Zeit haben wir sehr viele Zimmer renoviert, allerdings war es auch oft nötig. Das Wohnzimmer hatte z.B. noch Raufaser-Tapete und die musste endlich weg. Kleinere Teile werden öfters ausgetauscht, aber wir haben die Regel, wenn was Neues kommt, muss etwas anderes gehen - es soll irgendwie im Fluss bleiben.
Wie wir sehen, richtest du sehr farbenfroh ein – und trotz dessen wirkt deine Wohnung sehr ruhig und harmonisch. Was ist der Schlüssel dazu?
Farbig bedeutet nicht gleich „Villa-Kunterbunt“. Ich frage mich zuerst, welche Stimmung ein Raum ausstrahlen soll. Dann mache ich eine Bestandsaufnahme der Dinge, welche bleiben sollen und mache Skizzen und Materialkollagen. Oft arbeite ich entweder in einem Farbthema, wie im Schlafzimmer oder dann mit zwei Farbwelten, wie im Arbeitszimmer. Als würde man im Raum ein Bild malen.
Welche zwei Interior-Tipps sind deiner Meinung nach totaler Mist?
Ganz subjektiv gesehen finde ich es Quatsch immer alles hell und neutral zu halten, das propagiert nicht automatisch Gemütlichkeit. Ansonsten fällt mir nichts ein, was ich partout ablehne.
Was macht für dich das Gefühl aus, in deiner Wohnung zuhause zu sein?
Ein Gefühl zu allen Dingen und Farben eine Entscheidung getroffen zu haben, mich bewusst mit dem umgeben, was mir wichtig ist. Ausserdem sind mir Licht und meine beiden Katzen sehr wichtig für mein Zuhause.
Ihr habt viele Pflanzen. Wie werten diese die Räume für dich auf?
Mein Partner ist Gärtner und der Pflanzenexperte - ich mochte aber Zimmerpflanzen auch schon immer. Sie sind nicht nur sehr dekorativ, sondern bringen ein lebendiges Flair in den Raum und sorgen für ein gesundes Wohnklima. Gerade in der Grossstadt mag ich den Bezug zur Natur.
Unsere Empfehlung für Sie:Blumentöpfe
Hast du aktuell schon neue Gestaltungsideen und möchtest etwas an deiner Wohnung verändern?
Zuletzt haben wir den Flur umgestaltet, da ich mit einem befreundeten Designer eine Tapetenkollektion entworfen habe und eine der Tapeten nun den Flur verschönert. Wahrscheinlich ist im nächsten Jahr der Küchenboden dran und vielleicht gibt es dann noch gleich eine Veränderung der Küchenzeile.
Wie gehst du neue Gestaltungsideen an?
Bestandsaufnahme, Moodboards/Skizzen, Farbproben, Materialproben, Zeitmanagement und dann eigenständige Umsetzung.
Vielen Dank, lieber Mike, für Deine Zeit und dieses interessante Gespräch.
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Fotocredit: Ewa Priester
Beitrag vom 11.01.2023, von Bianca Speckhan