Beitrag vom 22.06.2023, von Bianca Speckhan
Wir haben die Autorin, Anwältin und Gärtnerin Malene Lei Raben in ihrem verträumten Garten in Kopenhagen getroffen. Versteckt und dennoch zentral liegt das zweistöckige Backsteinhaus in einer ruhigen Strasse von Kopenhagen, die durch eine historische Ansammlung von Häusern aus dem 19. Jahrhundert hervorsticht.
Malene heisst uns an einem warmen Sommertag in ihrem Garten willkommen. Durch eine dicke Weissdornhecke von der Strasse getrennt, fühlt es sich beim Öffnen des Holztores an, als würden wir in eine andere Welt kommen. Es begrüsst uns ein Mikrokosmos der Natur: Kirsch- und Apfelbäume sind zwischen mehrjährigen Blumenbeeten verstreut, die mit einer Fülle von Pflanzen in den unterschiedlichsten Farben übersät sind.
Ein Küchengarten bietet vielerlei essbare Köstlichkeiten: Kartoffeln, Kohl, Zwiebeln, Zucchinis und Himbeeren sind nur einige davon. Ein Wäldchen und eine Naturwiese im Miniaturformat werden von gepflegten immergrünen Gewächsen und Buchsbaumhecken gezähmt und mitten hindurch schlängelt sich ein Schotterweg.
Malene zeigt uns verschiedenste Blumenarten und erklärt, wie einige der Farben mithilfe einer robusten Bienenpopulation durch Kreuzbestäubung zustande kommen. Abgesehen von den Bienen ist der Garten auch von reichlich Insekten, Vögeln und sogar Fledermäusen bevölkert. Letztere sind neu hinzugekommen und Malene schildert uns begeistert, wie jede Art zur allgemeinen Gesundheit des Gartens beiträgt. Abgesehen von den invasiven Schnecken, die in der Nacht zuvor zu Besuch waren, wie sie entrüstet erzählt.
Kaum vorstellbar, dass die leidenschaftliche Gärtnerin nicht immer schon auf diese Weise mit der Natur verbunden ist. Doch Malene behauptet fest, dass sie vor ihrem Einzug in die Villa Albion vor zwanzig Jahren keinen allzu grünen Daumen hatte. Ihre Reise zum Havemenneske, also zum „Gartenmenschen“, hat sich im Laufe ihres Lebens entwickelt.
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Malenes Lebenslauf weist eine beeindruckende Reihe hochkarätiger Positionen auf, von der Anwältin bis hin zur Geschäftsführerin bei mehreren grossen Medienhäusern, wobei sie auch als Fernsehautorin und freiberufliche Kolumnistin Bekanntheit erlangte. „Ich habe mich darauf spezialisiert, die Arbeit kreativer Menschen zu erleichtern“, erklärt sie. „Aber ich wollte auch selbst kreativ sein.“
Im Jahr 2017 unternahm Malene den grossen Schritt, sich von ihrem sicheren Unternehmensjob zu verabschieden, um ihren Traum zu verfolgen, Autorin in Vollzeit zu werden. „Ich hatte meine Unternehmenskarriere so satt. Wenn man seinen Mut zusammennimmt und einen Vollzeitjob aufgibt, verabschiedet man sich von Status und Sicherheit und stellt sich einer Ungewissheit. Es ist, als wäre man wieder ein Kind, das gerade laufen lernt.
„Anfangs begann ich mit einem eher fiktiven Roman“, erzählt Malene. „Aber der landete im Mülleimer und ich begann von vorne. Es ist wirklich schwierig zu schreiben, wenn man etwas Authentisches und Aufrichtiges schaffen möchte, das auch gut sein soll. Man muss sich selbst treu bleiben. Man muss sich von Schamgefühlen und Selbstkritik frei machen. Die ganze Welt kann dich kritisieren – aber du selbst solltest das nicht tun. Du musst daran glauben, dass deine Stimme Wert hat.
Nach der erfolgreichen Veröffentlichung ihres ersten Buches, begann Malene mit der Arbeit an ihrem zweiten Roman. Aber dann kam Covid, und wie sie es so treffend beschreibt: „Alle gingen nach draussen in die Natur. Der Garten wurde noch wichtiger. Hier konnte ich mich sicher und lebendig fühlen. Hier konnte ich vergessen, dass ich mich inmitten einer weltweiten Pandemie befand. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum das so faszinierend war. Also begann ich, nach einer Erklärung zu suchen.“
Malenes neuestes Buch ist eine neue Interpretation der Gartenarbeit. Anstatt sich technisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, entschied sie sich, ein Gartenbuch zu schreiben, das wie ein Roman zu lesen ist. Malene untersucht die historische Entwicklung und kulturelle Bedeutung zwischen Menschen und ihren Gärten und beobachtet, wie sich unser Verhältnis zur Natur im Laufe der Jahre verändert hat.
Gärten sind ein Mittelding zwischen Stadt und wilder Natur. Früher nutzte man Gärten, um sich vor wilden Tieren und Feinden zu schützen, aber heute dienen sie den Menschen dazu, vor der modernen Welt Zuflucht zu finden – vor Lärm, der Stadt – und, um die Tierwelt zu schützen. Heute sind wir von der Natur entfremdet. Aber im Garten tauchen wir in die Natur ein und entdecken, dass wir als Menschen ein Teil der Natur sind.
Liebe Malene, wir bedanken uns herzlich für die spannenden Einblicke in deine grüne Garten-Oase!
Beitrag vom 22.06.2023, von Bianca Speckhan