Beitrag vom 19.10.2022, von Mandy Wulf
Einen Neubau gemütlich einrichten – oftmals eine nicht ganz so einfache Einrichtungsherausforderung. Mit Sabrina vom Instagram-Account @dasmassivholzhaus haben wir eine inspirierende Frau gefunden, die genau das in ihrem Zuhause beispiellos geschafft hat. Wir haben Sabrina in ihrem modernen, selbstentworfenen Massivholzhaus in der Nähe von Wien besucht. Lass dich von Sabrinas Homestory inspirieren!
Liebe Sabrina, verrate uns ein paar Facts über Dich.
Wir, das sind mein Mann, unsere 3-jährige Tochter Rosa und ich, leben direkt vor den Toren Wiens in einem Massivholzhaus neben dem Wald, wo wir manchmal die Rehe beobachten dürfen. Meine Kreativität spiegelt sich in meinem Beruf wider: Ich bin Kunsthistorikerin, Interior Designerin und seit vielen Jahren selbstständig.
Welche Themen teilst Du mit Deiner Community vorrangig auf Deinem Instagram-Account @dasmassivholzhaus?
Natürlich gibt es viel Inspiration. Doch meine Mission ist es, ein Gespür für den Umgang mit Raum, Architektur und Design zu vermitteln. Wie verstehe ich einen Raum? Welche Rolle spielt das Licht? Wie kann ich meine individuellen Bedürfnisse und meine Tagesstrukturen optimal mit gutem Design verknüpfen und dabei etwas Einzigartiges kreieren? Denn Individualität ist mir wichtig. Private Einblicke lassen wir dabei raus. Unser Familienleben findet hinter der Kamera statt.
Du lebst in einem selbst entworfenen Massivholzhaus. Wieso fiel die Wahl genau auf diese Konstruktionsart?
Ein Massivholzhaus hat eine ganz eigene Atmosphäre. Man spürt sofort das einmalige Raumklima, denn Holzwände reagieren völlig anders auf Hitze und Kälte und regulieren die Luftfeuchtigkeit durch diffusionsoffene Wände. Auch der Schallschutz ist grossartig. Dazu ist diese Bauweise extrem nachhaltig, zumal wir österreichisches, schadstofffreies Holz verwendet haben. Gesundes Wohnen eben. Und das spürt man.
Wie seid ihr an den Entwurf eures Hauses herangegangen? Du schreibst bei Instagram, dass ihr es selbst entworfen habt. Das klingt sehr spannend. Woher hast Du die Ideen? Wie war hier die Entwicklung?
Tatsächlich hatten wir strenge Bauvorgaben und durften nur 70 m² brutto pro Ebene verbauen. Das war eine Herausforderung und begrenzte natürlich die Möglichkeiten der Architektur. Mein Hauptziel war es daher, die Räume mit Licht und Weitblick zu durchfluten und ein grosszügiges Raumgefühl durch klare Strukturen zu schaffen. Dabei habe ich von innen nach aussen geplant, denn mir war wichtig, dass die Räume für uns im Alltag perfekt funktionieren. Inspiration habe ich in der Umgebung selbst gefunden: Die Lage des Grundstücks und der Blick aus unterschiedlichen Höhen und Perspektiven hat grundlegend die Aufteilung der Räume und das Design beeinflusst.
Du hast Dich offensichtlich für grossformatige Fensterflächen entschieden. Wie bestimmen diese die Gestaltung und Einrichtung der Räume?
Die Fenster, die Rahmung des Weitblicks, das Licht: Das ist vermutlich das Kerncharakteristikum unseres Hauses. Mir war wichtig, dass ich beim Betreten eines Raumes immer in die Ferne oder in den grünen Garten schaue. Dass der Blick nicht vor einer Wand endet. Dabei legen wir Wert auf wenige, jedoch sehr ausgewählte Accessoires und Möbel. Denn wir möchten den Raum weder überladen noch zu sehr von dem Blick ablenken.
Wie würdest Du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Ich mag es verschiedene Stile zu kombinieren, jeden Raum anders zu interpretieren oder etwas Neues zu versuchen. Mich auf einen bestimmten Stil festzulegen, würde sich für mich beengend anfühlen. Dennoch gibt es Elemente, die sich durch das gesamte Haus ziehen: Dazu gehören viele warme Holzelemente, die mit natürlichen Materialien wie Stein, aber auch kühlem Beton kombiniert werden. Klare Formen, zeitlose Elemente und unterschiedliche Strukturen treffen auf Kunst und ausgefallene Designs.
Gab es einen Schlüsselmoment beim Innenausbau, an dem Du gedacht hast „Ja, genauso wollte ich es haben” oder der Dich beeinflusst hat, etwas ganz anders zu machen?
Der Grossteil stand für mich von Beginn an fest, und ist schon in die Grundrissplanung mit eingeflossen. Ein Element, das bis zur Fertigstellung des Rohbaus nicht feststand, war das Bett. Bei einem 12qm kleinen Schlafzimmer hat man nicht so viel Spielraum und ich wollte einen ruhigen Ort kreieren: ohne viele Möbel, ohne TV. Nur zum Schlafen.
Ein Ort, der zum Meditieren, Träumen und Sterne schauen einlädt. Daher habe ich das Bett selber entworfen. Es hat genau die Höhe, die uns den Fernblick ermöglicht, aber uns vor Blicken von der Strasse schützt. Und das Material geht in den Boden über, wodurch es den Raum grosszügig und luftig wirken lässt.
Welche Rolle spielt Farbe für Dich beim Einrichten? Zu den Grundtönen wie Weiss, Schwarz und Holz gesellen sich immer mal wieder farbliche Akzente. Hast Du Dich bewusst für Gelb und Rosa als Hauptfarbakteure entschieden?
Das Prinzip, einzelne bunte Stühle um einen neutralen Tisch zu platzieren, hat meine Mutter mir schon vorgelebt. Und ich erinnere mich daran, dass mich dieser Mut und die schöne Stimmung, die es verbreitet, inspiriert hat.
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Heute zieht sich das immer noch durch die Gestaltung meiner Räume: ich liebe zeitlose, natürliche Materialien und Formen. Sie bilden für mich mit Schwarz und Weiss die Basis. Ebenso mag ich es, bewusst mit Farbe und besonderen Formen Akzente zu setzen. Sie bringen gute Stimmung in den Raum, machen es individuell, und kreieren ein spannendes Bild. Sanftes Rosa und knalliges Gelb vermitteln für mich seit Jahren eine wohltuende und sonnige Stimmung.
Einen Neubau gemütlich zu gestalten ist eine echte Herausforderung beim Einrichten. Wie suchst Du neue Einrichtungsgegenstände und Accessoires aus?
Es gibt Accessoires und Textilien, die ich als Bindeglied einsetze. Sie verbinden unterschiedliche Formen wie auch gegensätzliche Möbelstücke. Oder sie wiederholen Farben, um so einen harmonischen Gesamteindruck zu generieren. Diese suche ich demnach sehr gezielt. Doch oft steht zu Beginn ein besonderes Stück, in das ich mich verliebe und dessen Design oder Geschichte mich berührt. Dann suche ich gezielt den richtigen Ort dafür oder gestalte den Raum drumherum.
Es wirkt alles sehr harmonisch und ausgeglichen bei Dir. Hat jeder Gegenstand bei euch einen eigenen Platz und hält sich jeder daran, diesen auch wieder an Ort und Stelle zurückzubringen?
Wenn es nach mir geht, bleiben die Gegenstände immer an ihrem Platz – auf den Millimeter genau. Denn ich wähle diese Positionen sehr exakt aus und merke sofort, wenn etwas dezent verschoben ist. Aber das Leben mit Kind ist anders, da verschwinden die Sachen immer wieder mal und tauchen plötzlich woanders auf. Das ist auch gut so, selbst wenn es mir manchmal nicht gefällt. Denn es ist schön zu sehen, wie meine Tochter Gegenstände spielerisch im Alltag integriert, statt sie nur wie in einem Museum zu betrachten. Kurz: Ich lerne dazu. Und dennoch kann ich es nicht sein lassen, abends alles an den ursprünglichen Ort zurückzustellen [lacht].
Wenn man Deine Fotos sieht, fällt auf, dass Du einige fein abgestimmte Bilder platziert hast. Wie wählst Du diese aus? Was ist Dir dabei wichtig?
Die Kunst, die in unserem Haus hängt, hat oft einen sehr persönlichen Ursprung. Es sind Werke von Künstler:innen, mit denen ich viele Jahre eng zusammengearbeitet habe und deren Arbeit ich schätze. Aber es sind auch Werke aus der Familie, denn die Grossväter meines Mannes waren Künstler und Kunsthändler. Genauso finden sich meine eigenen Kunstwerke und die unserer Tochter dazwischen.
Wie erzeugst Du in der kalten Jahreszeit eine einladende und gemütliche Atmosphäre? Hast Du spezielle Accessoires für den Herbst und Winter?
Unser grösstes Accessoire ist die Natur selbst und der Ausblick. Denn das sind die grössten Bilder im Raum, die sich ständig verändern. Dazu kombiniere ich am liebsten Tischleuchten. Dieses indirekte Licht ist für mich die wichtigste Lichtquelle im Haus, denn es erzeugt eine schöne, warme und gemütliche Stimmung. Dazu ausgewählte Textilien mit unterschiedlichen und teils groben Strukturen und ein paar Kerzen. Frische Blumen gehören für mich aber auch im Winter immer dazu, sie komplettieren den Raum und vermitteln ein Gefühl von Zuhause.
Was ist Dein Lieblingsplatz im Haus an grauen Tagen und warum?
Davon habe ich gleich zwei. Der erste Lieblingsplatz, wo ich morgens gerne meinem Kaffee trinke und die Vögel im Garten beobachte, ist der Roly Poly von Driade. Und dann gibt es noch einen Ort im Schlafzimmer – mit diesem tollen Blick. Hier sitze ich gern auf dem Pouf, lasse den Blick schweifen, meditiere oder beobachte die Schneeflocken, wie sie vom Himmel fallen.
Zum Abschluss interessiert uns, was aktuell noch auf Deiner Wunschliste ganz oben steht und warum?
Wenn ich an den Winter denke, denke ich zuerst an mein Büro. Denn dort verbringe ich viel Zeit undhabe einen wundervollen Blick, aber der Raum ist noch recht kahl. Worauf ich im Büro Wert lege: es sollte klar strukturiert sein und ausreichend Arbeitsfläche bieten. Kurz: Es muss funktionieren. Also stehen hier auf meiner Liste: Ein Arbeitsstuhl (zum Beispiel der HAY About A Chair AAC 155 oder der &Tradition – Rely HW31 Drehstuhl), ein Kelim Rug und die Arum Wandleuchte von ferm LIVING. Ausserdem fehlen noch Stauraum und eine Ecke zum Nachdenken, aber da ist das Konzept noch nicht final.
Vielen Dank, liebe Sabrina, für Deine Zeit und dieses interessante Gespräch.
Beitrag vom 19.10.2022, von Mandy Wulf