Schöne und durchdachte Gegenstände, von der Natur inspiriert und keinesfalls protzig. Design, das den Alltag bereichert – und ihn prägt. Finnische Möbel und Accessoires begeistern Menschen auf der ganzen Welt. 2017 feiert Finnland sein hundertjähriges Jubiläum als unabhängiger Staat. Wir möchten das Jubeljahr als Anlass nehmen, finnisches Design im Detail zu beleuchten und Ihnen die Neuheiten dieses Jahres zu präsentieren.
Finnland ist ein Land voller spannender Gegensätze, wie den vier Jahreszeiten, der Mitternachtssonne und der Winterdunkelheit, Stadt und Land, Ost und West. Von diesen Gegensätzen ist auch finnisches Design und damit die finnische Identität im Allgemeinen geprägt. Finnisches Design ist weit mehr als nur das obligatorische Nokia-Handy. Der Ball Chair von Eero Aarnio aus den 60er Jahren ist weltbekannt, ebenso wie die organisch geformten Vasen und der dreibeinige Holzhocker des Architekten und Designers Alvar Aalto. Diese und viele weitere Produkte, die in Finnland zu Hause sind, faszinieren durch ihre Natürlichkeit und Einfachheit.
Design formt das Bild eines Landes
Design ist in Finnland nahtlos in das Alltagsleben eingebunden und umgibt einen, wo immer man sich befindet. Die Finnen trinken aus Gläsern von Iittala, sitzen auf Hockern von Artek und wenn du aus dem Fenster schaust, siehst du Frauen in Kleidern des finnischen Labels Marimekko daran vorbeigehen. Schon Kinder wachsen mit einem starken Gefühl für Design auf. So waren Architektur und Design in Finnland von Beginn an nicht nur für die Wirtschaft von Bedeutung, sie leisteten einen wesentlichen Beitrag für die finnische Kultur und die Bildung der nationalen Identität.
Ausgangspunkt des finnischen Designs war der nationalromantische Stil der Jahrhundertwende, der vom 1875 gegründeten Kunstgewerbeverein Finnland gepflegt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen immer mehr Finnen in die Städte, die Wirtschaft und die Industrie machten einen profunden Strukturwandel durch. Viele finnische Wohnungen sind seither von kompakter Grösse. Das stellte die Designer vor neue Aufgaben, damit die Bewohner ihr Zuhause weiterhin optimal nutzen konnten. Es entstanden intelligente, wandelbare Möbel, die verschiedenen Zwecken dienen und sich daher einfach an veränderte Bedürfnisse anpassen.
Mit den neuartigen und modernen Gegenständen schufen die Designer gleichzeitig ein neues Finnlandbild. Der Stool 60, den Alvar Aalto 1933 entwarf, ist das wohl bekannteste Beispiel für ein solch wandelbares Möbel. Das minimalistische und funktionale Design war damals eine Revolution. Statt des üblichen Stahls benutzte Alvar Aalto das in Finnland massig vorhandene Birkenholz. Aus diesem Grund war der aussergewöhnliche Hocker auch für ärmere Familien erschwinglich. Und um die Tradition fortzuführen, produziert Artek den Hocker 60 auch heute noch aus gebogenem, massivem Birkenfurnier. Er ist eines der Lieblingsstücke von Bloggerin Swantje (swantjeundfrieda).
„Für mich ist der Artek Hocker 60 der Inbegriff des klassischen finnischen Designs: Form, Funktionalität, natürliche Materialien, ein kleines Augenzwinkern und Originalität – in diesem Fall die berühmten zu einer L-Form gebogenen Beine. Sowohl das Material als auch die Form hat etwas ganz Natürliches, Beruhigendes und Selbstverständlich-Schönes.“ Swantje Hinrichsen, Grafikdesignerin
Der grosse internationale Erfolg finnischen Designs hat dem Land einen vielbeachteten Part in der skandinavischen Designkultur beschert. Labels wie Artek, Iittala und Marimekko nehmen seit Jahrzehnten nachhaltig Einfluss auf Innenausstattung, Lifestyle und Alltagskultur in Finnland. Die Hersteller selbst sind Teil der modernen Identität und des Kulturerbes Finnlands geworden – ebenso Künstler, deren Wurzeln sich in Finnland befinden. Die Entwürfe von Designikonen wie Alvar Aalto, Tapio Wirkkala, Eero Saarinen und Eero Aarnio tragen unverkennbar die finnische Designsprache und haben ihren Schöpfern zu weltweiter Anerkennung verholfen.
Finnisches Design – ähnlich dem skandinavischen, aber mit unverwechselbarem Stil
Finnisches Design ist mehr als nur ein hübsches Objekt. Es ist eine Lebensart, geprägt von der Mentalität der Finnen. „Sisu“ ist das Wort dafür. Es ist in Finnland eine Art Zauberwort und bedeutet „Durchhaltevermögen“ – beeinflusst von den Naturgewalten und historischen Widrigkeiten des Landes. Inspiriert von den finnischen Naturgegebenheiten wie Schnee, Eis, Wäldern, Seen, Flüsse und lauen Sommernächten kreierten die Designer finnisches Design. So liess sich Alvar Aalto für die Vase Savoy beispielsweise von der finnischen Seenlandschaft inspirieren. Das Muster „Kaiku“ der Textildesignerin Maija Louekari erinnert an einen finnischen Birkenwald. Und gerade das ist es, was finnisches Design auszeichnet: Man entdeckt es in neuer Form in der Natur immer wieder.
„Nichts wird je wiedergeboren, aber es verschwindet auch nicht gänzlich. Und das, was geboren wurde, wird in einer neuen Form immer wieder erscheinen.“ Alvar Aalto, Architekt und Designer
Die Naturverbundenheit der Finnen schlägt sich nicht nur in den Formen und Motiven nieder, finnische Designer verwenden auch überwiegend natürliche Materialien: Holz, Glas, Linoleum und Keramik. In den 70er Jahren stieg kurzzeitig die Nachfrage nach Kunststoff und Glasfasern. Durch erste Energiekrisen besann man sich in den 80er Jahren jedoch wieder auf Werkstoffe wie Holz.
Gutes Design ist zeitlos. Wenn der Finne etwas findet, das funktioniert, behält er es. Nichts ist zu alt. Damit hat finnisches Design Parallelen zum skandinavischen Design, besitzt aber doch seinen ganz unverwechselbaren Stil. Zweckmässigkeit, Realitätsnähe und ein sparsamer Einsatz von Materialien zeichnen Möbel und Accessoires aus Finnland aus.
Die intelligenten Designlösungen finden nicht nur in Skandinavien Anklang. Das Industriedesign entwickelte sich zu einem weltweiten Exportschlager in die Vereinigten Staaten, nach Europa, Südamerika und Australien. Heute ist Finnland dank seiner geschickten Kombination von Spitzentechnologie und hochkarätigem Design führend und geschätzt.
Design spricht eine Sprache
Nicht nur das Design, auch seine Namen verzaubern seine Besitzer. Den finnischen Begriff „Unikko“ verbinden Menschen auf der ganzen Welt mit dem unvergleichlichen Motiv einer Mohnblume, das Wort „Tanssi“ mit tanzenden Fabelwesen. Die Motive, die die Produkte von Marimekko und Iittala zieren, erzählen von kleinen, verwunschenen Schrebergärten (Pieni Siirtolapuutarha) und geheimnisvollen Wesen im Zauberwald (Taika). Designer wie Maija Isola, Maija Louekari und Klaus Haapaniemi zeigen gleichzeitig, dass Design weltweit dieselbe Sprache spricht. Ihre Motive tragen die finnische Sprache und damit einen wichtigen Teil der finnischen Kultur weit über die Grenzen Finnlands hinaus.
Einige der schönsten Motive Marimekkos finden sich in der Wohnung von Bloggerin Nina Jahn. Was ihr an finnischem Design gefällt, ist vor allem die Liebe zum Detail.
„Finnisches Design lässt sich nicht nur von der Natur inspirieren, es hat die Fähigkeit, sie mit einer Leichtigkeit in den Alltag einfliessen zu lassen. Natur und Design werden auf diese Weise zu einer Lebensart.“ Nina Jahn, Architektin
Neuheiten in Finnland-Blau
Zum hundertjährigen Jubiläum Finnlands legte Iittala mit der Suomi Kollektion viele seiner Designklassiker neu auf – in Blau, der Nationalfarbe des Landes. Bloggerin Kerstin Reilemann setzt die gläsernen Kunstwerke in Ultramarinblau für uns in Szene.
Der intensive Farbton bietet einen schönen Kontrast zu den hellen Tönen in Kerstins Wohnung, die sie im typisch skandinavischen Stil eingerichtet hat.
"Ich mag die naturnahen und dennoch klaren Formen. Als Liebhaberin von klassischen Designobjekten hat es mir die organisch geformte Alvar Aalto Vase besonders angetan. Über die harmonische Gestaltung hinaus lassen sich Blumen dank der einzelnen Verengungen in der Form wunderbar einzeln oder im Arrangement drapieren. Durch die Suomi Kollektion im charakteristischen, finnischen Blau sind Objekte entstanden, die Geschichte schreiben werden. Es gefällt mir, solch ein Stück Geschichte auf meiner Fensterbank stehen zu haben!" Kerstin Reilemann, Innenarchitektin
Auch Artek ehrt das Jubeljahr der finnischen Unabhängigkeit mit finnischen Neuheiten und Neuauflagen bekannter Klassiker. So ist der stapelbare Stool 60 nun mit weissem Gestell erhältlich. Die Sonderedition besticht mit Sitzflächen in dezenten aufeinander abgestimmten Farben, die das Farbspektrum der finnischen Natur widerspiegeln.
Der Riihitie Pflanzentopf wurde bereits in den 30er Jahren von Aino Aalto entworfen, jedoch nie in Serie hergestellt. Anlässlich der Hundertjahrfeier Finnlands stellt Artek den Übertopf in seinen beiden Originalformen vor. Die organisch geformten Pflanzentöpfe werden in Handarbeit aus Keramik hergestellt. Für die Farben liess sich Artek von Kachelarbeiten von Aino Aalto inspirieren, die sich in ihren Häusern wiederfinden.
Entdecke viele weitere neue und alte Schmuckstücke Finnlands und hole dir ein bisschen etwas von der finnischen Lebensart nach Hause.