Der gebürtige Ungar kam 1920, nur 18 Jahre jung, über ein kurzes Kunststudium in Wien ans Bauhaus. Dort begann er als Lehrling in der Tischlerei, deren Leiter er schliesslich wurde.
Zu seinen Kollegen gehörten Künstler mit ähnlichem Idealismus, darunter Josef Albers, Alma Buscher, Erich Dieckmann und Peter Keler. Ab 1921 entstanden erste eigene Möbelentwürfe, wie ein expressionistisch-folkloristischer, sogenannter „Afrikanischer Stuhl“, Tisch und Stühle für Kinder, ein Toilettentisch und ein Schrank mit integrierter Vitrine.
Ein aus Kuben zusammengesetzter Ledersessel dieser frühen Zeit wirkt ebenso konstruktivistisch wie jene Lattenstühle, die unschwer als enge Verwandte der Arbeiten Gerrit Rietvelds zu erkennen sind. Breuer sah in seinen späteren Möbeln „Apparate heutigen Lebens“. Sie sollten praktisch, leicht, zerlegbar, hygienisch und preiswert sein; eine schroffe Absage an jedes Gemütlichkeitsbedürfnis.
Der Stahlrohrsessel B 3 von 1925 - später Clubsessel oder Wassily - erfüllte diese Kriterien. Zwar hat er damit nicht wie erhofft einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand geschaffen, aber einen Möbeltypus, mit dem industrielle Ästhetik im Wohnzimmer Fuss fasste. B 3 war - wie Jazz und Neon – eine Chiffre der Moderne, wurde später zum Inbegriff des Design-Klassikers und löste weltweit eine Welle der Stahlrohrmöbel aus. Breuer hat selbst mit einer Serie von Folgeentwürfen dieses neue Paradigma ausgelotet, darunter Hocker, Klappstühle, Freischwinger, Tische, Satztische, Schreibtische sowie eine Liege auf Rädern (heute Tecta).
Dass der Experimentator auch auf anderen Gebieten seiner Zeit voraus war, geriet dabei allerdings aus dem Blick. So stammen von ihm auch modulare „Anbauschränke“ (Masseinheit 33 cm), ein System, wie es erst in den 50er Jahren von Hans Gugelot entwickelt wurde. Ferner hat er sich mit architektonischen Konzepten wie dem „Scheibenhochhaus“ beschäftigt. Als ungarischer Jude hatte Breuer nach 1933 in Deutschland keine Zukunft. Die Emigration führte ihn über die Schweiz nach London, wo er eine Reihe interessanter Möbel aus Schichtholz für die Firma Isokon entwarf, seine letzten Entwürfe in diesem Metier. Der unendliche Streit um Urheberrechte mag hierbei eine Rolle gespielt haben.
Schliesslich folgte Breuer seinem Förderer Walter Gropius in die USA, wo er in Harvard binnen kurzer Zeit eine Generation von Designstudenten inspirierte, darunter Philip Johnson, Florence Knoll und Eliot Noyes. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er zu einem der ersten Stararchitekten.
1981 starb Marcel Breuer.
Internetseite von Marcel Breuer