Beitrag vom 13.01.2017, von Caren Schwenke
Das A&W Magazin, das zu Deutschlands führenden Medien aus dem Bereich Wohnen und Architektur gehört, ehrt 2017 einen Designer, der mit seinen Entwürfen Farbenfreude und Emotionalität verbindet. Der 1931 in Mailand geborene Italiener Alessandro Mendini gehört zu den bekanntesten Designern der Postmoderne und hat die Designgeschichte massgeblich mitgeschrieben. Vor allem als Kritiker des modernen Funktionalismus hat er sich einen Namen gemacht.
In den 70er Jahren gehörte Alessandro Mendini zu den bedeutsamsten Persönlichkeiten der Protestbewegung Radical Design – eine der wichtigsten Avantgarde-Strömungen der Designgeschichte. Die Mitglieder, der aus Italien stammenden Gruppen Alchimia und Memphis, überdachten Anfang der 80er Jahre den bis dato vorherrschenden Funktionalismus: Bauhaus-Möbel und sogenannte Designklassiker wurden grundlegend transformiert. Der Grundsatz form follows function entwickelte sich zu form follows emotion. So entstanden aus banalen Alltagsgegenständen, die durch bunte Farben und humorvolle Dekor-Applizierungen in einen ironischen Kontext gerückt wurden, emotionale Designobjekte. Mendini selbst nennt das Redesign.
Um das Jahr 1978 konzentrierte Alessandro Mendini sich vor allem auf das Redesign von bekannten und berühmten Sitzmöbeln. Dabei ist unter anderem der Sessel Poltrona di Proust entstanden – dieser gilt als wichtigster Entwurf Mendinis. Als der italienische Designer sich für die Entwicklung eines Stoffmusters mit dem französischen Dichter Proust beschäftigte, stiess er auf die Kopie eines Sessels im neobarocken Stil des französischen 18. Jahrhunderts. Aus der anfänglichen Arbeit an einem Stoffmuster, wurde ein Möbelentwurf. Was in der frühen Version über und über mit bunten Punkten à la Paul Signac übersäht war, erscheint heute in monochromem Kleid: Der avantgardistische Entwurf des Sessels Poltrona di Proust von 1978 wurde mittlerweile in Zusammenarbeit mit dem italienischen Hersteller Magis von Mendini überarbeitet. Durch die intensive Farbgebung wirkt die Stilikone überraschend modern – eine perfekt gelungene Überleitung ins 21. Jahrhundert.
Dass seine Entwürfe Humor zeigen, beweisen auch die Korkenzieher Anna G. und Alessandro M.. Indem Mendini die Alltagsgegenstände mit Gesichtern versieht, erweckt er sie zum Leben. Das Lächeln auf den Gesichtern der Korkenzieher bringt dem Menschen den banalen Alltagsgegenstand wieder näher – die Grenzen zwischen Objekt und Mensch verschwimmen. Genau das ist Mendinis grosse Kunst und Stärke.
Dieses Jahr hat sich das A&W Magazin etwas ganz Besonderes ausgedacht. Mendini persönlich hat eine Sonderedition in XXL-Format gestaltet – „eine Ausstellung zum Blättern“, die das Leben und Wirken des Grossmeisters zeigt und das Potential zum Sammlerstück hat.
(Fotocredit: Robert Fischer für A&W Architektur & Wohnen)
Beitrag vom 13.01.2017, von Caren Schwenke