Beitrag vom 24.04.2018, von Isabelle Diekmann
Vor 99 Jahren gründete Walter Gropius das Staatliche Bauhaus in Weimar als Schule für Gestaltung und startete damit eine Revolution. Mit dem vollkommen neuen Ziel der Vereinigung von Kunst und Handwerk wurde das Bauhaus zur einflussreichsten Bildungsstätte für Kunst, Architektur und Design. Die Entwürfe der Bewegung sind legendär und auch heute so beliebt wie eh und je. Wir blicken auf die Protagonisten und ihre Meisterwerke zurück.
Als Walter Gropius 1908 sein Architekturstudium abbrach, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass er nur wenige Jahre später Gründer und Leiter einer Kunstschule sein wird, die die Designwelt für immer verändert und prägt. Aber er hatte eine Idee. Die Idee, aus der Katastrophe des Ersten Weltkriegs einen neuen Menschen zu erschaffen, der geschult durch die besten Künstler und Architekten der Zeit dazu befähigt ist, Gegenwart und Zukunft eines modernen Jahrhunderts zu erfinden.
Gropius nannte seine Vision Bauhaus – ein Name hinter dem noch viel mehr steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Das Haus steht für Ideenreichtum, Sorgfalt in der Ausführung und die Anpassungsfähigkeit an die Methoden seiner Erbauer. Es ist die Hülle für die gemeinsamen Gedanken über die Gestaltung von Leben und Umwelt und ist im ständigen Um- und Weiterbau. Ein Haus zu bauen steht für den Prozess des Lebens selbst. Und um eben das ging es in der Bauhaus-Bewegung. Um die Neugestaltung einer Gesellschaft mithilfe des Designs.
Das Bauhaus findet all das schön, was funktioniert. Produkte sollen vor allem nützlich sein, ihre Ästhetik und ihr künstlerischer Ausdruck sind ausschließlich von ihrer Funktion geprägt. Den einen Bauhaus-Stil gibt es dabei gar nicht. Denn Walter Gropius beschrieb Bauhaus vielmehr als eine grundsätzliche Reform der künstlerischen Arbeit, und weniger als neuen Stil oder neue Kunst. Er forderte die praktische Verknüpfung von Kunst und Massenproduktion – kunstvolle Ideen in industrieller Ausführung. Heute gilt das Bauhaus als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne. Schnörkellos, klar und dennoch in gewisser Weise warm und sinnlich.
Neben Walter Gropius prägten viele andere Persönlichkeiten das Bauhaus – die Liste namhafter Designer ist lang. Zu ihnen gehört zum Beispiel Ludwig Mies van der Rohe, der 1930 die Direktion der Kunstschule übernahm. Der Architekt erlangte Weltruhm mit seinen hinterbeinlosen Stühlen. Die Freischwinger von Thonet gelten heute als Inbegriff des Bauhaus-Stiles.
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Einer der berühmtesten Schüler von Gropius war Marcel Breuer. Zu seinen legendären Entwürfen zählt der Wassily Stuhl, der all seinen Anforderungen an ein Möbelstück – oder wie er sagt „Apparat des heutigen Lebens“ – erfüllte und modern, modular und erschwinglich war. Mit ihm schaffte Breuer ein Möbelstück, das industrielle Ästhetik in die Wohnzimmer brachte und weltweit eine Welle an Stahlrohrmöbeln auslöste. Ebenfalls Bauhaus-Schüler und einer der wichtigsten deutschen Industriedesigner des 20. Jahrhunderts ist Wilhelm Wagenfeld, der für die Leuchte WG24 von seinen Meistern gelobt wurde. Er ist bekannt für seine einfachen Entwürfe aus Glas und Metall.
Im Dritten Reich galten viele Entwürfe der Bauhäusler als entartet, das Bauhaus selbst wurde als marxistisch deklariert. Und so musste die Kunstschule schon 14 Jahre nach ihrer Gründung, 1933, schließen. Walter Gropius und viele weitere Architekten und Schüler des Bauhauses flohen vor den Nationalsozialisten in die USA. Nichtsdestotrotz sind ihre Prinzipien und ihre Designs nicht in Vergessenheit geraten. Im Gegenteil: Renommierte Marken wie Thonet, Knoll, Rosenthal, Junghans und Tecnolumen geben die begehrten Stücke noch heute in Produktion – oder lassen sich von ihnen inspirieren – und feiern mit ihnen kontinuierlich Erfolge.
Beitrag vom 24.04.2018, von Isabelle Diekmann